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Schultransformation & Persönlichkeitsentwicklung

Wie Selbstkontrolle das ganze Leben prägt: exekutive Funktionen & Startchancen Programm

Nataliya Levytska, 18. Oktober 202518. Oktober 2025

Eine Studie, die Geschichte schreibt

Die Dunedin Multidisciplinary Health and Development Study ist eine der außergewöhnlichsten wissenschaftlichen Langzeitstudien der Welt. Seit über 50 Jahren begleitet ein internationales Forschungsteam 1.037 Menschen, die zwischen April 1972 und März 1973 in Dunedin, Neuseeland, geboren wurden. Diese Kinder wurden erstmals im Alter von drei Jahren untersucht und seitdem regelmäßig alle paar Jahre ausführlich getestet – zuletzt im Alter von 52 Jahren.

Was die Dunedin-Studie so besonders macht, ist ihre außergewöhnliche Treue: 94% der noch lebenden Teilnehmer nehmen weiterhin an den Untersuchungen teil. Die Forscher führen intensive Gespräche mit den Studienteilnehmern, ihren Familien, Lehrern und Freunden, untersuchen ihre Gesundheit, analysieren ihre Finanzen und werten sogar Gerichtsakten aus – natürlich alles unter strengster Vertraulichkeit.

Mit über 1.200 veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten hat die Dunedin-Studie nicht nur das Verständnis der menschlichen Entwicklung revolutioniert, sondern auch eine bahnbrechnede Entdeckung gemacht.

Selbstkontrolle als Schicksalsfaktor?

Die vielleicht einflussreichste Erkenntnis der Dunedin-Studie stammt aus einer 2011 veröffentlichten Arbeit der Psychologen Terrie Moffitt und Avshalom Caspi. Sie zeigt u. a., dass Selbstkontrolle/exekutive Funktionen in der Kindheit langfristig Gesundheit, Wohlstand und Straffälligkeit besser vorhersagen als IQ, Noten oder Herkunft.

Kinder mit geringerer Selbstkontrolle, unabhängig von IQ und Herkunft, hatten als Erwachsene:

  • Schlechtere Gesundheit: höhere Raten an Übergewicht, Bluthochdruck, schlechtem Cholesterin, Atemwegserkrankungen, sexuell übertragbaren Krankheiten und Zahnproblemen
  • Mehr Suchtprobleme: höherer Tabak-, Alkohol- und Drogenkonsum sowie sonstige Süchte
  • Finanzielle Schwierigkeiten: schlechteres Sparverhalten, mehr Schulden, Kreditprobleme und Zahlungsausfälle
  • Höhere Kriminalitätsrate: mehr Verurteilungen und längere Gefängnisstrafen

Die gute Nachricht: Selbstkontrolle ist veränderbar

Entscheidend ist: Selbstkontrolle ist kein festgeschriebenes Schicksal. Weitere Analysen zeigten, dass sich Selbstkontrolle im Laufe des Lebens verändern kann – sie ist etwa nur halb so stabil wie der IQ. Kinder, deren Selbstkontrolle sich im Laufe der Jahre verbesserte, zeigten als Erwachsene bessere Ergebnisse als ihre ursprünglichen Werte hätten erwarten lassen.

Das bedeutet: Interventionen, die Selbstkontrolle fördern, können tatsächlich Lebensverläufe verändern. Selbst kleine Verbesserungen bei vielen Kindern könnten massive gesellschaftliche Auswirkungen haben – weniger Gesundheitskosten, weniger Kriminalität, mehr Wohlstand.

Was sind eigentlich exekutive Funktionen?

Um zu verstehen, was wir trainieren müssen, sollten wir uns ansehen, was im Gehirn passiert, wenn wir uns selbst kontrollieren. Hier kommen die exekutiven Funktionen ins Spiel – die kognitiven Fähigkeiten, die uns ermöglichen, zielgerichtet zu handeln und unser Verhalten zu steuern. Exekutive Funktionen lassen sich trainieren – besonders effektiv in der Kindheit und Jugend, wenn das Gehirn noch besonders formbar ist.

Die drei Basiskomponenten (die sich gegenseitig stützen) sind:

  1. Inhibition (Impulskontrolle):
    Unmittelbare Impulse bremsen, Ablenkungen widerstehen, Handlungen stoppen/unterlassen.
  2. Arbeitsgedächtnis:
    Relevante Informationen kurzzeitig „im Kopf behalten“ und beim Denken/Handeln nutzen (z. B. mehrschrittige Anweisungen ausführen).
  3. Kognitive Flexibilität:
    Perspektiven wechseln, Regeln anpassen, zwischen Aufgaben oder Strategien umschalten.

Darauf bauen „höhere“ exekutive Funktionen auf, etwa Planen, Problemlösen, Selbstmonitoring, Aufmerksamkeitssteuerung und Frustrationstoleranz: Personen mit gut entwickelten exekutiven Funktionen können sich besser konzentriere, Frustrationen aushalten, Konflikte friedlich lösen, Aufgaben selbstständig erledigen, langfristige Ziele über kurzfristige Verlockungen stellen.

Startchancen Programm als Gamechanger?

Das Startchancen-Programm verfolgt ein klares Hauptziel: Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards in Mathematik und Deutsch verfehlen, soll bis zum Ende der Programmlaufzeit an den Startchancen-Schulen halbiert werden. Darüber hinaus sollen:

  • der Bildungserfolg von der sozialen Herkunft entkoppelt werden
  • die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen gestärkt werden
  • die sozial-emotionalen Kompetenzen gefördert werden
  • Ausbildungsreife und Berufsfähigkeit verbessert werden

Die Erkenntnisse der Dunedin-Studie sind gerade für Brennpunktschulen von enormer Bedeutung, denn sie zeigt überzeugend die Wirkungsmechanismen, die genau diese Ziele beeinflussen. Wenn das Startchancen-Programm seine Ziele erreichen will, müssen die Schulen systematisch exekutive Funktionen und Selbstkontrolle fördern. Die Dunedin-Studie liefert die wissenschaftliche Blaupause dafür: wenn die Förderung der exekutive Funktionen mit der sukzessiven sprachlichen Förderung als Grundlage der pädagogischen Konzepte etabliert wird ist, es eine Investition fürs Leben – quer über Lebensbereiche hinweg, die nachhaltig eine positive Entwicklung auf die ganze Gesellschaft haben könnte.

Ein paar anschauliche Erklärvideos zum Thema exekutive Funktionen, deren Diagnose und Förderung habe ich hier gefunden. In einem separaten Beitrag möchte ich Methoden und Strategien für die Schulkonzepte sammeln. Stay tuned!

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Über mich

Hallo!

Ich heiße Nataliya Levytska und bin Bildungsreferentin, Autorin und Visionärin, die systemisch und systematisch das Bildungssystem zusammen mit Gleichgesinnten transformiert.

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